Seit 2012 stand eine weisse Boeing am Basler Flughafen. Sie hat nur wenige Flugstunden gesammelt und scheint gut in Schuss. Doch nun deutet einiges auf eine Verschrottung hin.
Der Basler Flughafen mit seinen diversen Wartungsfirmen wird immer wieder zum Schauplatz dramatischer Flugzeug-Schicksale. Mit unter lösen die Ereignisse am Euro-Airport ein internationales Echo aus.
So aktuell im Fall des Jumbojets mit dem Kennzeichen N458BJ. Dieser hat im April letzten Jahres seine vermutlich letzte Reise von Basel Richtung USA angetreten.
Obwohl die Boeing 747-8 laut Branchenkennern technisch gesehen fast so gut wie neu ist und erst 42 Flugstunden hinter sich hat, droht ihr jetzt ein tristes Dasein auf einem Flugzeugabstellplatz in der Wüste Arizonas. Möglicherweise wird sie dort verschrottet, wie das Portal Flugrevue schreibt.
Zuvor stand die Maschine fast zehn Jahre auf dem Basler Flughafen und ist zu einem Mahnmal obszöner Geldverschwendung avanciert: 300 Millionen Dollar soll der Listenpreis der Boeing zum Zeitpunkt ihrer Bestellung betragen haben; mangels Interesse wird dem Occasion-Riesenflieger inzwischen laut aerotelegraph.com nur noch ein Kaufpreis in zweistelliger Millionenhöhe zugerechnet. Guter Zustand hin oder her.
Wie konnte es so weit kommen? Am Anfang war der Traum des saudischen Kronprinzen Sultan ibn Abd al-Aziz (circa 1928 bis 2011). Der Sultan wollte im hohen Alter ein neues Flaggschiff für die saudische VIP-Flotte, woraufhin die Regierung in den Nullerjahren die Boeing 747-8 bestellte. Auf Basis dieses Modells wird im Übrigen auch die neue Maschine des US-Präsidenten, die Air Force One, hergestellt.
Der saudische Kronprinz war zwar weit davon entfernt, den Ausbaustandard einer Air Force One erwarten zu können, doch er wollte seine Boeing zumindest mit viel Luxus ausstatten. Daher sollte die Maschine kurz nach ihrer Fertigstellung 2012 nach Basel zur Firma Jet Aviation geschickt werden, die sich mit fliegenden Palästen auskennt. Das Problem: Der Kronprinz war 2011 verstorben, und die verbliebenen Saudis hatten kein Interesse am Jumbojet. Die N458BJ ging an die Bank of Utah über, die zunächst als Treuhänderin gewirkt hatte.
Die «Flugrevue» fasst die darauf folgenden Jahre der Boeing am Euro-Airport so zusammen: Der ursprünglich vorgesehene Einbau der VIP-Kabine habe nie stattgefunden, der Vertrag sei annulliert worden – und die N458BJ habe, «sich geduldig das Fahrwerk in den Bauch stehend», auf bessere Zeiten gewartet. «So vergingen die Jahre, niemand interessierte sich für das zum Verkauf ausgeschriebene Flugzeug – das sich im Inneren nach wie vor im Rohzustand präsentiert und deshalb, theoretisch, recht schnell auch in einen Frachter umgewandelt werden könnte (wenngleich ein Umbauprogramm für die 747-8 noch nicht existiert).»
Im Fall einer Verschrottung könnten zumindest Einzelteile verkauft und wiederverwendet werden. Der Pinal Airpark in Arizona, den die Boeing über Ostern angeflogen hat, ist einer der grössten Abstellplätze und Flugzeugfriedhöfe der Welt.
Foto: René Bolli
Quelle: BAZ
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